SAINT-RIQUIER

Saint Riquier, das liebenswerte Städtchen an der Somme . . .

Die Geschichte der Picardie-Gemeinde Saint Riquier läßt sich in den unterschiedlichsten historischen und literarischen Quellen studieren. Hier ein Originalauszug aus dem Bildband "Aimer : Les pays de Somme", Verlag "Editions Ouest-France", aus dem Französischen übersetzt :

Saint Riquier, früher genannt "Centule"

Einige Kilometer von Abbéville entfernt liegt Saint Riquier. Es ist heute eine kleine Kommune. Aber das war nicht immer so. Saint Riquier datiert zurück ins 7.Jahrhundert. In dieser Epoche gründete hier ein Mönch namens Riquier ein Kloster, welches der König Dagobert mit reichen und zahlreichen Gaben versah. Nach seinem Tode wurde Riquier in seinem Kloster begraben, welches nun ein sehr zahlreich besuchter Wallfahrtsort wurde. Unter der Regierung von Karl dem Großen erreichte die "Stadt der Mauer mit den hundert Türmen" (genannt "Centule") ihre höchste Entwicklung. Die Jahrhunderte vergingen. Saint Riquier litt unter Belagerungen und Bränden. Mit leidenschaftlicher Ausdauer bauten die Einwohner Kirche und Abtei wieder auf. Im 8.Jahrhundert ist die Stadt wieder entwickelt genug, um ein Bauwerk zu beginnen, welches durch seine Ausmaße überrascht: Die Abtei entsteht. Ihr Bau dauerte über lange Zeit, denn der größte Teil enstand im 15. und 16.Jahrhundert, handelt es sich doch hier um ein Bauwerk in hochgothischem Stil, charakteristisch für die Entwicklung der Kunst im Verlauf dieser Jahrhunderte. Die Front ist "Flamboyante-Stil" in höchster, dekorativer Reinheit. Flammende Gotik, endend im Ausdruck des letzten Atemzuges ihres an Versprechen reichen, ewigen Lebens. Die Fassade wird wirksam unterstrichen von einem 50 Meter hohen Turm, der sich über die Terasse erhebt, eingerahmt von zwei kleineren Türmchen. Sie heben sich durch ihren Überfluß an Skulpturen hervor, die daraus eine wahrhafte Turmspitze machen. Im Innern entdeckt der geübte Blick die Abschnitte der gotischen Kunst. Das Querschiff und der Umgang sind aus dem 18.Jahrhundert, während die Längsschiffe und die Kapelle im Chorumgang aus dem 15.Jahrhundert stammen. Der Chorschmuck, umgeben von einem geschmiedeten Gitter, hat nichts mit Gotik gemeinsam. Er wurde im 17.Jahrhundert von Abt Charles d'Aligre erstellt, den man hier als Abt des Hofes vorstellte. Der Hauptaltar enthält Tafeln aus toskanischem Marmor. Das Chorgestühl, 68 Stühle an der Zahl, sind aus geschnitztem Holz. Im Jahre 1732 eingebaut, sind die Orgeln von einer Qualität im Klang und ihrer Reinheit des Spiels, welche alle Organisten in Bewunderung versetzt. Der Klosterschatz enthält zwei großartige Gemälde, welche "Die drei Toten und die Lebenden" darstellen. Ebenso kann man eine Reihe von Bildern sehen, welche dazu bestimmt sind, an die Wunder des heiligen Riquier zu erinnern. Die Abtei von Saint-Riquier ist jeden Sommer Schauplatz der internationalen musikalischen Festspiele, bekannt unter dem Namen "Festival Estival" (Sommer-Festival). Saint-Riquier besitzt seinen Wehrturm, einen quadratischen Turm aus Sandstein, vollenedet im 16.Jahrhundert. Die Glöckentürmchen wurden im 18.Jahrhundert hinzugefügt. Er ist das Symbol der städtischen Freiheit, erworben in schwerem Kampf von der Bürgerschaft der Stadt. Die städtische Charta wurde 1126 verliehen.

Reich an Erinnerungen der Vergangenheit, gleich einer wahren Stadt, ist Saint-Riquier stolz auf sein städtisches Krankenhaus, ein Gebäude aus Stein und Ziegel, vollendet im Jahre 1704. Der Innenhof enthält einen kleinen Kreuzgang mit Bögen, auf quadratischen Pfeilern ruhend. Die Kapelle des Krankenhauses datiert auf das Jahr 1719. Um den Chor kann man hübsche Gitter aus Schmiedeeisen bewundern. Der Hauptaltar, der Altar, die Kredenz, das Tabernakel und die Statuen sind das Werk von Simon von Pfaffenhofen, geboren 1715 in Wien. Dieser Baron hat einen Grafen und Sekretär des Kaisers zum Vater. Seine Mutter ist Gouvernante des Erzherzogs. Der junge Mann ist von seiner Herkunft dazu bestimmt, den Beruf des Soldaten zu ergreifen. Aber im Alter von 35 Jahren tötet er seinen Widersacher bei einem Duell. Gemäß dem Gesetz seines Landes verdient er den Tod. Er wählt jedoch den Weg ins Exil und findet sich in Saint-Riquier in Frankreich wieder. Die Tochter des Notars ist so hübsch, daß er sie heiratet und mit ihr zusammen sieben Kinder hat. Um seinen Teil zum Lebensunterhalt beizutragen, wird er Holzschnitzer. Wo er sein Handwerk erlernte, weiß man nicht. Man weiß auch nicht, wieviele Skulpturen er schuf. Man kennt die in Saint-Riquier im Städtischen Krankenhaus, von welchem wir oben sprachen, die Holzvertäfelungen am Haus des Notars, Türen in Abbéville, ein barockes Ensemble in der Abtei in Valoires und Statuen, aufgestellt im Hohenzollerschen Museeum in Potsdam. Kritiker sind sich einig, daß seine einzigartige Kunst, sogar an religiösen Orten von einer ziemlich heidnisch unbändigen Freude in seiner Inspiration zeugen. Von der befestigten Mauer um Saint-Riquier blieben sieben Türme in schlechtem Zustand übrig, einige Stücke der Mauer und des Grabens. Vom oberen Tor hat man einen schönen Blick über das Dorf, welches über etliche Häuser aus den 17. und 18.Jahrhundert verfügt. Neben der Abtei erhebt sich ein ehemaliges Kloster aus dem 18.Jahrhundert, selbst wieder auf älteren Fundamenten erbaut. Dieses Bauwerk dient nicht mehr religiösen Zwecken. Es beherbergt ein kulturelles Zentrum des Departements und ist heute Museeum. Dieses Kloster ist mit einem sehr schönen Park ausgestattet.


         

Die Kathedrale

Der Wehrturm



Hier einige Luftbilder auf Saint-Riquier und die Kathedrale, photographiert von Herrn Roghmanns während eines privaten Rundfluges bei der Begegnung im Jahre 2008.

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Die Gründung des Stadtteiles Friedrichstal


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